Reitplatzbau - Vom Wunsch zur Wirklichkeit

Ein Reitplatz, der ganzjährig bereitbar und auch im Winter nutzbar ist: Wunschdenken oder tatsächlich machbar?

Unmöglich sind solche Reitplätze nicht. Am nahsten kommen Sie einem Allwetter-Reitplatz mit einem Ebbe-Flut-Reitbodensystem, welches den Wasserstand auf dem Platz in Reaktion auf die Witterungsverhältnisse reguliert. Aber auch andere Reitbodensysteme können im Prinzip fast das ganze Jahr über optimale Reitbedingungen bieten – entscheidend ist der korrekte Aufbau und die regelmäßige Pflege des Reitplatzbodens.

Wie ist ein Reitplatz aufgebaut?

Wenn Sie einen langlebigen und wetterfesten Reitplatz haben möchten, müssen Sie sich vor allem Gedanken um die Wasserableitung machen, d.h. wie werden Sie überschüssiges Wasser auf Ihrem Reitplatz los? Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten beim Reitplatzbau:

Oberflächenentwässerung

Dank einer Tretschicht aus einem speziellen, reinen Natursand und einem lasergenau ausgerichtetem Gefälle fließt das Wasser über die Oberfläche ab.

Vertikale Entwässerung

Das Wasser versickert vertikal durch die Reitbodenschichten und wird durch die Drainageschichten abgeleitet.

Ebbe-Flut-System

Vollautomatisch wird überschüssiges Wasser abgepumpt und fehlendes Wasser hinzugeführt.

Die Funktionsweise der jeweiligen Reitbodensysteme finden Sie hier im Detail beschrieben: Unsere Reitbodensysteme.

Die einzelnen Schichten des Reitplatzbodens

Grundsätzlich können Sie einen Reitplatz auf fast jedem Untergrund bauen - ob auf Wiese, Ackerland, Beton- oder Lehmboden. Wenn der Reitplatz aber lange funktionstüchtig bleiben soll, ist es notwendig, den Reitboden in Schichten anzulegen. Man unterscheidet zwischen folgenden Schichten:

  • Trag- bzw. Drainageschicht: Die unterste Schicht, bzw. die erste Schicht über dem Baugrund. Die Tragschicht soll die Tragfähigkeit der zu bauenden Fläche verbessern und leitet – je nach verwendetem Reitbodensystem – überschüssiges Wasser ab.

  • Trennschicht: Befindet sich zwischen dem Unterbau und der Tretschicht, um eine Vermischung dieser zwei Schichten zu verhindern. Sie fungiert – je nach verwendetem Reitbodensystem - außerdem als Wasserspeicher und befeuchtet dadurch die Tretschicht von unten.

  • Tretschicht: Die oberste Schicht, mit der die Pferdehufe in direkten Kontakt kommen und welche folglich am meisten beansprucht wird.

Eine Tragschicht ist nicht zwangsläufig notwendig. Sie sollte eingebaut werden, wenn:

  • Der Untergrundboden sehr weich ist und somit nur eine geringe Tragfähigkeit aufweist (z. B. Moorboden)

  • Ein Reitbodensystem mit vertikaler Entwässerung, z. B. beim Drainageunterbau, gebaut wird

Sie können hingegen oft auf eine Tragschicht verzichten, wenn:

  • Der Bauuntergrund an sich eine hohe Festigkeit besitzt und somit tragfähig ist

Sie sind sich unsicher, ob Sie eine Tragschicht einbauen müssen? Dann lassen Sie sich diesbezüglich am besten professionell beraten, bevor Sie Geld für eine Tragschicht ausgeben, die eventuell gar nicht notwendig ist.

Welches Material für die Trag-, Trenn- und Tretschicht?

Trag- und Trennschicht

Bei der Tragschicht kommt häufig Schotter zum Einsatz. Übliche Materialien für die Trennschicht sind Brechsande, Kalkstein, Splitt oder auch Naturgesteine wie Lava. Ebenfalls möglich sind spezielle Gittermatten, die mit diesen Materialien gefüllt werden.

Tretschicht

Besonders wichtig ist die Qualität und Zusammensetzung der Tretschicht. Diese sollte sowohl elastisch, wasserspeichernd als auch trittfest genug sein, um den Hufen Halt zu bieten und gleichzeitig die Gelenke und Sehnen des Pferdes möglichst wenig zu beanspruchen.

Folgende Materialien werden üblicherweise für die Tretschicht verwendet:

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Naturreitsand

Spezielle Reitsande können aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften ohne Zugabe von Zuschlagstoffen als Tretschicht verwendet werden. Sie sind langlebig, trittfest und als Naturprodukt leicht zu entsorgen. Pure Reitsande benötigen aber entsprechende Pflege, um Pferd und Reiter jederzeit optimale Reitbedingungen bieten zu können.

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Reitsand mit Vlies

Vlies-Sand-Gemische sind besonders beliebt als Tretschicht: Die Vlieshäcksel stabilisieren die Tretschicht zusätzlich, erhöhen die Wasserspeicherkapazität und verbessern die Scherfestigkeit. Da es sich aber um synthetisches Material handelt, sollte man sich bereits im Vorfeld Gedanken über die spätere Entsorgung machen.

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Hackschnitzel

Die Beimischung von Siebgut verleiht dem Boden mehr Elastizität, was diese Tretschicht insbesondere für professionelle Dressurreiter interessant macht. Zudem ist dieser Zuschlagstoff ökologisch abbaubar – dadurch gleichzeitig aber auch weniger langlebig. Regelmäßige Nachfüllungen sind notwendig.

Welche Tretschicht letztlich die Richtige ist, hängt von Ihren Anforderungen ab. Ein professioneller Turnierreiter stellt andere Ansprüche an den Reitboden als ein Freizeitreiter.

Besonders wichtig ist, dass die Materialien der einzelnen Schichten aufeinander abgestimmt sind. Im schlimmsten Fall kommt es sonst zu Vermischungen und die Funktionsfähigkeit des Reitbodens wird beeinträchtigt.

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Reitplatzbau geht auch einfach. Wir helfen Ihnen gerne beim Aufbau Ihres Reitbodens mit unserem Expertenwissen weiter.

Reitplatz mit oder ohne Unterbau?

Häufig wird diskutiert, ob es möglich ist, einen Reitplatz ohne Unterbau anzulegen.

Reitbodensysteme mit speziellen Naturreitsanden wie stresan® A und einer Oberflächenentwässerung erlauben in bestimmten Fällen den Bau eines Reitplatzes ohne Unterbau, d.h. ohne Trennschicht und Trag- bzw. Drainageschicht. Hierfür muss aber ein professioneller Reitplatzbauer den Untergrund vorher eingehend begutachten, um festzustellen, ob der Unterboden die erforderlichen Eigenschaften für einen direkten Aufbau mitbringt.

Sollte der Unterboden nicht die erforderlichen Eigenschaften aufweisen, ist es hingegen sinnvoller, einen Reitplatz mit Unterbau anzulegen. Hierfür eignen sich dann Reitbodensysteme mit einer Trennschicht und Oberflächenentwässerung oder mit einem Drainageunterbau und vertikaler Entwässerung.

Größe des Reitplatzes und Tiefe des Reitbodens

In Deutschland ist nicht vorgeschrieben, wie groß ein Reitplatz mindestens sein muss – außer es sollen auf dem Platz offizielle Turnierprüfungen stattfinden. Die Standardmaße für Dressurvierecke zur Durchführung von Prüfungen der FN betragen zum Beispiel 20 x 40 oder 20 x 60 Meter, während die Fläche für einen Außenspringplatz 4.000 qm betragen muss, wenn Prüfungen der Klasse M** und höher ausgetragen werden sollen.

Für den reinen Freizeitgebrauch sind hingegen auch andere Maße wie 20 x 35 m möglich. Auf Wunsch beraten wir Sie gerne bezüglich der optimalen Größe Ihres Reitplatzes.

Beim Reitplatzboden sollte die Tretschichtstärke bzw. -tiefe ca. 10 bis 14 cm betragen, damit die Sicherheit und Qualität des Reitbodensystems gewährleistet ist.

Reitplatzeinfassung

Bei einem Reitplatz sollte die Einfassung nicht fehlen: Sie macht die Pflege einfacher, verhindert, dass sich der Reitplatzbelag mit dem Außenbereich vermischt und sorgt optisch für einen besseren Eindruck.

Für die Reitplatzeinfassung stehen Ihnen verschiedenste Möglichkeiten zur Auswahl: Häufig wird Holz, Beton oder Kunststoff verwendet.

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Holz

Die klassische Variante, welche aufgrund der natürlichen Optik und der relativ geringen Kosten des Materials überzeugt. Der Nachteil der Holzeinfassung besteht in ihrer begrenzten Lebensdauer: je nach Holzart, Witterung und Pflege hält das Material zwischen 10 bis 15 Jahre.

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Beton

Einfassungen aus Betonkantensteinen halten sehr lange, sind aber in der Regel teurer als Holzeinfassungen. Es besteht die Möglichkeit, Holz und Beton zu kombinieren: Auf den Bordsteinen können zum Beispiel Halbholzriegel montiert werden, die eine abgerundete Oberfläche aufweisen und dadurch die Verletzungsgefahr für das Pferd zusätzlich minimieren.

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Kunststoff

Einfassungen aus Kunststoff haben den Vorteil, dass sie extrem langlebig und kopfseitig oft abgerundet sind. Die Anschaffungskosten sind höher, aber aufgrund der hohen Lebensdauer sind diese Einfassungen meistens sehr rentabel.

Wenn Sie mehr Sicherheit für Pferd und Reiter haben möchten, können Sie den Reitplatz komplett einzäunen lassen. Wir empfehlen Ihnen auf Wunsch gerne Zaunhersteller, mit denen wir bereits gute Erfahrungen gemacht haben.

Kosten beim Reitplatzbau

Die Frage, was ein Reitplatz kostet, lässt sich pauschal leider nicht beantworten. Die Höhe der Kosten beim Reitplatzbau wird durch diverse Faktoren beeinflusst, die bei jedem Bauvorhaben anders sein können:

  • Art des Reitbodensystems inkl. Tretschicht

  • Größe des Platzes

  • Bauliche Gegebenheiten vor Ort (z. B. Art des Untergrunds) & Umfang  der notwendigen Erdarbeiten

  • Menge & Qualität der verwendeten Baumaterialien

  • Erreichbarkeit der vorgesehenen Baufläche

Sich von einer Firma einen Reitplatz bauen zu lassen, ist nicht zwangsläufig teurer, als einen Reitplatz selber zu bauen. Fordern Sie deshalb am besten ein unverbindliches und kostenloses Angebot an, um einen ersten Eindruck von den Kosten zu erhalten.

Weitere häufig gestellte Fragen zum Reitplatzbau

Wie lange hält ein Reitplatz?

Wie lange ein Reitplatz hält, hängt von der Nutzungsintensität, der Pflege sowie dem verbautem Reitbodensystem ab. Wird der Reitplatz sehr häufig genutzt, ist das Tretschichtmaterial einer stärkeren Belastung ausgesetzt und dementsprechend schneller austauschreif.

Grundsätzlich hat ein Reitplatz mit reinem Naturreitsand oder einem Sand-Vlies-Gemisch eine Lebensdauer von 8 bis 12 Jahren. Reitplätze mit einer Sand-Siebgut-Tretschicht sind hingegen weniger langlebig und halten zwischen 6 und 8 Jahren, da sich die Hackschnitzel als organisches Material schneller zersetzen. 

Je besser der Reitplatzboden gepflegt wird, desto länger hält er. Es empfiehlt sich daher, in regelmäßigen Abständen den Reitplatzboden nivellieren und ca. alle 1-3 Jahre Tretschichtmaterial auffüllen zu lassen.

Wie lange dauert der Bau eines Reitplatzes?

Reitbodenfirmen benötigen für den Neubau eines Reitplatzes mit oberflächlicher oder vertikaler Entwässerung in der Regel zwischen drei bis fünf Tage. Größere Ebbe-Flut-Reitplätze können hingegen auch ein bis drei Wochen in Anspruch nehmen.

Wer in Eigenregie einen Platz anlegt, benötigt in den meisten Fällen mehr Zeit. Zum einen mangelt es häufig an dem Fachwissen und der Routine eines professionellen Reitplatzbauers, zum anderen fehlt es oft an Zeit, um den Platz in einem Rutsch zu erbauen.

Ist ein Reitplatz genehmigungspflichtig?

In den meisten Fällen ist für den Reitplatzbau eine Genehmigung notwendig. Dies kann jedoch je nach Bundesland und Region variieren. Wir empfehlen daher immer, bei der jeweiligen regionalen Baubehörde nachzufragen. Beim Bau eines Reitplatzes müssen Sie sich außerdem erkundigen, ob und welche Verordnungen zu berücksichtigen sind. Sie sollten sich beispielsweise darüber informieren, ob Ihr Hof sich in einem Natur- oder Wasserschutzgebiet befindet und welche möglichen Einschränkungen sich daraus für Ihr Bauvorhaben ergeben.

Bei Nichtbeachtung der Verordnungen kann es schnell zu Problemen kommen und im schlimmsten Fall zum Rückbau des Reitplatzes. Damit es erst gar nicht so weit kommt, beraten wir Sie gerne, welche Möglichkeiten es gibt, um einen Reitplatz für alle beteiligten Parteien bestmöglich anzulegen.


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